Es gibt diesen Satz: Zeit heilt alle Wunden.
Und jedes Mal, wenn ich ihn höre oder lese, möchte ich widersprechen.
Denn nein – Zeit heilt keine Wunden. Sie verändert sie. Vielleicht. Manchmal.
Aber es bleibt eine Narbe. Und an Tagen wie heute – an Deinem Geburtstag – fühlt es sich an, als würde sie wieder ganz frisch aufreißen.
Heute wärst Du 18 Jahre alt geworden.
Und mein Herz sehnt sich so sehr danach, noch einmal mit Dir durch den Wald zu streifen. Noch einmal Dein freudiges Heulen zu hören, wenn ich nach Hause komme. Noch einmal Deine Augen zu sehen – diese Augen voller Tiefe, Weisheit und Liebe.
Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem Du in mein Leben gekommen bist.
Du warst ein kleiner, weißer Eisbär mit einem so weichen Fell, dass ich das Gefühl hatte, ich halte ein Stück Himmel in meinen Armen. Deine Geschwister hatten es nicht alle geschafft, es war eine schwierige Geburt, und es stand lange auf der Kippe, ob Du überhaupt zu mir kommen kannst. Doch dann – wie durch ein kleines Wunder – wurde ein Platz frei, und ich durfte Dich mit nach Hause nehmen.
Von Anfang an warst Du besonders.
Nicht nur besonders süß oder besonders brav – sondern besonders in Deinem ganzen Sein. Deine Seele war so spürbar, so klar, so verbunden. Als hätten wir uns schon ewig gekannt.
Wir hatten unsere Rituale.
Das schönste war vielleicht unser Begrüßungsritual. Wenn ich die Treppe hochkam, hast Du schon hinter der Tür gestanden – und geheult. So ein freudiges, glockenhelles Heulen. Und ich habe geantwortet. Unser ganz persönlicher Chor aus Wiedersehensfreude, aus „Ich hab Dich vermisst“ und „Wie schön, dass Du da bist“. Ich vermisse dieses Heulen. Jeden Tag.
Und dann waren da unsere Tänze.
Dogdance war unsere gemeinsame Bühne, unser stilles Versprechen aneinander: Wir machen das zusammen – mit Herz, mit Spaß, mit Vertrauen. Du hast es geliebt, im Ring zu stehen, zu tanzen, Dich zu zeigen. Ich erinnere mich an den Stolz, den Du getragen hast. Nicht laut oder fordernd – sondern leuchtend, freudig, lebendig. Deine Rute war Dein Ausdruck. Sonst eher locker, eher tief – doch wenn Du wusstest: Jetzt machen wir was Schönes, jetzt sind wir verbunden – dann war sie oben. Stolz. Würdevoll. Lebensfreude in Bewegung.
Ich habe so viel von Dir gelernt, meine Mausebärchen.
Vor allem: niemals aufzugeben. Du warst eine kleine Kämpferin. Nicht nur zum Schluss, als Du schon nicht mehr gut sehen konntest, als Dein Körper müde wurde. Und trotzdem war da noch dieses Fun-Turnier – und ich spürte, wie sehr Du Dich freust. Wie Du mit jedem Schritt sagtest: „Ich weiß, wo wir sind. Ich weiß, was wir tun. Und ich liebe es.“
Du hast mir gezeigt, was es heißt, zu vertrauen – wirklich zu vertrauen. Bedingungslos. Du hast Dich mir anvertraut. In allen Lebenslagen. Und ich Dir.
Du hast mich begleitet auf einem Weg, der so viel größer wurde, als ich je ahnen konnte. Ohne Dich gäbe es mein Herzensprojekt nicht – BewusstSEIN | Mensch & Hund. Du warst die Inspiration, die Kraft, die mich dazu gebracht hat, hinzusehen, zu forschen, zu wachsen. Du hast mir gezeigt, was möglich ist, wenn Mensch und Hund sich auf Seelenebene begegnen.
Ich vermisse Dich. Manchmal mehr, manchmal leiser. Manchmal schmerzlich laut.
Es gibt diese Tage, an denen der Schmerz alles ist, was da ist.
Und dann wieder Tage, an denen ich lächle, wenn ich an Dich denke.
Weil ich weiß: Du warst da. Und Du bist noch da. Nur anders.
Du bist nicht allein.
Arwen ist bei Dir – ich weiß, Du hast sie abgeholt, als auch sie sich auf die Reise gemacht hat.
Und auch Heinz und Marie sind bei Euch. Ich stelle mir vor, wie Ihr zusammen irgendwo auf einer Lichtung sitzt – Du in der Sonne, Arwen im Schatten, Heinz & Marie auf einer Bank – und wie Du mich siehst.
Ich weiß genau, Du wartest auf mich.
Und bis dahin bist Du einfach immer irgendwie bei mir. In jeder Entscheidung. In jedem Lächeln. In vielen Gedanken.
Ich schreibe das heute, weil ich weiß, dass viele Menschen diesen Schmerz kennen – und ihn oft verstecken.
Weil irgendwer sagt: „Es war doch nur ein Hund.“
Aber das warst Du nicht. Du warst meine Freundin. Meine Gefährtin. Mein Fels in der Brandung.
Und Du warst Liebe in Fell verpackt.
Ich möchte Mut machen.
Denen, die gerade trauern.
Denen, die sich fragen, ob es „normal“ ist, dass der Schmerz nach Jahren noch kommt.
Denen, die vielleicht hören mussten, dass es jetzt aber auch mal gut sein müsse.
Nein. Niemand hat das Recht, Dir zu sagen, wie lange Du trauern darfst.
Trauer ist Liebe. Unverbrauchte, ungestillte, endlose Liebe.
Und Liebe kennt keine Zeit.
Heute zünde ich eine Kerze für Dich an.
Und ich stelle mir vor, wie Du Dich einmal mehr umdrehst und mir zulächelst.
Und ich lächele zurück. Weil das Band zwischen uns nie reißen wird.
Alles Liebe zum Geburtstag, Gwynja.
Meine Seelenhündin.
Ich liebe Dich. Für immer.
Deine Marina